(17.06.2012)MudkipGuy114 schrieb: [ -> ]Ich frag mich wieso niemand Google+ benutzt,
Auch nicht viel besser. Ein besserer Microbloggingdienst, der gern ein Social Network wäre, fast komplett (vom Design bis hin zu den Aspekten, äh, Circles) bei Diaspora* abgekupfert ist, im Gegensatz zu Farcebook praktisch gar keine Verbindungen von außerhalb ermöglicht, also ein noch schlimmerer Walled Garden ist, in Sachen Datamining auch nicht unbedingt besser ist als Farcebook (warum wohl zieht Google ein Social Network auf), und dessen Hype in 10 seconds flat wieder vorbei war.
Meines Erachtens ist die Social-Network-Welt aber trotzdem in Bewegung, auch wenn diese Bewegung sich um Google+, die VZse u. ä. herumbewegt. Farcebook verzeichnet wohl immer noch einen Mitgliederzuwachs, viele springen aber wieder ab. Etliche lassen Social Networks ganz hinter sich, weil sie entweder kein anderes kennen, auf ein anderes Social Network mit anderer Bedienung nicht "umschulen" wollen oder in anderen Netzwerken niemanden kennen, was die Sache sinnlos macht.
Einige probieren dann doch mal freie, dezentrale soziale Netzwerke aus, über die ja in letzter Zeit immer mal wieder berichtet wurde. Zwar nicht nur über Diaspora*, aber weil das das größte Netzwerk seiner Art ist und 2010 schon mal gehypet wurde, kriegt es einen besonderen Fokus und somit auch viele Neuanmeldungen, besonders seit der Hauptserver nicht mehr invite-only ist. Wer schon eine Weile auf Diaspora* war, weiß aber, was da aktuell alles im argen liegt. Ich meine, inzwischen ist eine gewinnorientierte Diaspora, Inc. gegründet worden, die Weiterentwicklung geht so an den Userwünschen vorbei, daß es schon den ersten Fork gegeben hat (!), und selbst die einstigen Schlüsselfeatures Dezentralität und Föderation scheinen die Entwickler nur noch am Rande zu interessieren.
Somit springen immer wieder ehemalige Diasporans ab und wechseln zu Friendica. Zum einen wird das unter den Farcebook-Alternativen auch immer wieder genannt, zwar nicht an vorderster Stelle, aber es wird geschildert als am weitesten gediehen und am besten ausgestattet. Zum anderen ist es ja mit Diaspora* föderiert, so daß man entweder irgendwann selbst den ersten Friendica-Kontakt hat oder über jemand anders Postings von Friendica liest. Zumindest aber liest man oft genug in diaspora*kritischen Unterhaltungen davon, daß Friendica das, was Diaspora* seit fast zwei Jahren verspricht, alles hat. Da heißt es dann irgendwann: Ich bin dann mal weg, ihr könnt mich jetzt unter der folgenden Friendica-Adresse erreichen.
Gleichzeitig schnuppern viele, die freie, dezentrale Social Networks testen wollen, gleich direkt in Friendica rein, wo außerdem Netzaktivisten Netzaktivisten nach sich ziehen und die immer zahlreicher werdenden Themenseiten das ganze Netzwerk attraktiver machen. Mittlerweile wissen die Betreiber öffentlicher Server gar nicht mehr, wohin mit den Leuten. Wenn jemand mal wieder einen öffentlichen Server aufsetzt, dauert es nicht lange, und der läuft an seiner Leistungsgrenze. Demzufolge machen mehr und mehr Poweruser das, wofür Friendica ursprünglich gedacht war, genau wie Diaspora*: Sie setzen sich eigene Server nur für ihre Konten auf, weil die öffentlichen überlastet sind. Mittlerweile gibt es Maßnahmen wie Friendshostfriends, wo Leute auf Anfrage ihre Privatserver anderen Nutzern zur Verfügung stellen, oder öffentliche Probierserver zum Reinschnuppern, wo Konten nach sieben Tagen wieder gelöscht werden, statt als Karteileichen den Server zu belasten, nachdem die Besitzer sie dann doch nicht weiterbenutzen.
Vor diesem ganzen Hintergrund finde ich es immer wieder kurios, wenn irgendeine aktuelle oder vergangene IT- oder Netzgröße meint, ein neues Walled-Garden-Netzwerk aus dem Boden zu stampfen, um ein Stück vom Social-Networking-Kuchen abzubekommen. Denn die Leute gehen entweder weiterhin zu Farcebook bzw. bleiben da, weil da (fast) alle sind, oder sie machen um proprietäre, kommerzielle Walled Gardens in Konzernbesitz von vornherein einen Bogen und gehen gleich zu den freien, offenen, dezentralen Alternativen. Da hilft dann auch keine noch so tolle und teure Werbekampagne, jedenfalls nicht auf lange Sicht. Neben Google+ ist Apples musikorientiertes Netzwerk Ping ein Beispiel, das macht nämlich demnächst dicht.