(13.03.2016)Leon schrieb: [ -> ]Dabei stellt sich die Frage: Sollte der Staat die Bahn noch mehr subventionieren und damit andere Verkehrsmittel wie Busse benachteiligen, obwohl diese wirtschaftlicher und dadurch effizeiter arbeiten, oder sollte er alle öffentlichen Verkehrsmittel gleichmäßig subventionieren, wodurch die Bahn weiterhin verhältnismäßig teuer und unattraktiv bleibt?
Der Staat (sowohl der deutsche Staat als auch die EU, die kommt nämlich ins Spiel, sobald es ums Fliegen geht - Stichwort grenzüberschreitende Verbindungen) sollte vielleicht zuerst mal für gleiche Rahmenbedingungen für alle Verkehrsmittel sorgen, dann sehen wir weiter :K
Bahn: "darf" ihre Streckenkosten voll und ganz alleine berappen, es gibt keinerlei Subventionen / Straße: Fernbusse zahlen, wiewohl Fahrzeuge über 7,5 t zG, keine Maut, und selbst die Kfz-Steuer deckt die tatsächlichen Infrastrukturkosten nicht mal annähernd
Bahn: "darf" auf ihre Energiekosten (Strom oder Diesel) in voller Höhe Mineralölsteuer (Diesel), Ö.-K.O.-Steuer und auf alles zusammen auch noch
Merkel Mehrwertsteuer (auch wenn die durchlaufender Posten ist, beeinflußt aber letztlich trotzdem die Ticketpreise!) in voller Höhe blechen. Vergünstigungen gibts keine. / Flugverkehr: keinerlei Mineralöl- oder Ö.-K.O.-Steuer. / Straße: sind die Busbetreiber clever, betanken sie ihre Busse im Ausland und umgehen so den deutschen Steuerstaat.
Bahn: "darf" ihren Strom beim Monopolisten DB Energie zu horrenden Preisen einkaufen, Preis-Wettbewerb wie auf dem übrigen Strommarkt gibts keinen. Grund: die Bahn fährt mit Wechselstrom 16 2/3 Hz, das ist bei uns historisch bedingt; im öffentlichen Netz werden aber 50 Hz verwendet. Andere Bahnstromanbieter als DB Energie gibt es schlicht nicht und erhalten von der Bundesnetzagentur auch erst gar keine Zulassung, also kein Wettbewerb ---> DB Energie nutzt diese Monopolstellung gnadenlos aus ---> Irrsinnspreise pro kWh Strom (genaue Zahl bekomme ich nicht mehr zusammen, hatten wir nur im Dienstunterricht mal nachrichtlich gehört, hab ich mir aber nicht aufgeschrieben). Schon wieder ein Wettbewerbsnachteil.
Mehrwertsteuer auf Fahrkarten: bis 50 km Entfernung gilt der ermäßigte Satz, darüber ist der volle Satz von 19% abzuführen. Straße: weiß ich nicht, Flugzeug: hatte mal gelesen, daß die erst gar nichts bezahlen.
DB : gehört dem Bund und wurde verpflichtet, diesem pro Jahr satte 500 Mio. Euro Dividende auszuschütten. Die müssen aber irgendwo herkommen... und im Hinterkopf sowohl unserer Politiker als auch unserer "Mänätscher" ist der Traum vom Börsengang (für den natürlich gnadenlos alles auf Rendite, nicht auf Daseinsvorsorge in Form bezahlbarer Tickets, getrimmt sein muß!) noch immer nicht ausgeträumt, der wurde nie abgeblasen, sondern nur verschoben "auf einen Zeitpunkt mit günstigerem Umfeld" als damals 2008.
Arbeitszeiten des Personals: Bahn: Sicherheit wird vom EBA ständig kontrolliert und überwacht / Straße: es herrscht regelrecht "Wilder Westen", bei Kontrollen fällt immer wieder auf, daß die Fahrer ihre Lenk- und Ruhezeiten gar nicht einhalten KÖNNEN, aber die Politik interessiert das einen Besen, und die Strafen für die anweisenden Busunternehmen sind lachhaft.
Wenn diese ganzen Ungleichbehandlungen durch die Pollitick mal abgeschafft werden, sehen wir weiter...
Verkehrsverbünde: uia, Nürnberg liest sich ja krass
Und ich dachte schon, der hiesige Rhein-Main-Verkehrsverbund RMV wäre sauteuer
- - Deshalb aber auch die Preise im RE: der RE gehört zum Nahverkehr, und dieser wird von den Ländern bzw. von diesen delegiert von den Verkehrsverbünden ausgeschrieben, bestellt und finanziert - dafür geben die aber auch die Bedingungen vor, inklusive der Fahrpreise, die Verkehrsbetriebe selber haben da absolut gar keine Mitspracherechte. Heißt: bei den 40 € Köln - Essen im RE, die Koyo beschrieb, hat die DB absolut gar nichts mitzureden, die Schuld für diesen Preis ist bei VRR / VRS zu suchen - die bestimmen den Preis. Oder die 3 € Einzelfahrt in Nürnberg: nicht die Nürnberger Verkehrsbetriebe sind schuld, sondern der ortsansässige (offenbar ziemlich schlecht wirtschaftende, bei diesen Preisen!) Verkehrsverbund.
Wie gesagt: vernünftige Rahmenbedingungen, vor allem für alle Verkehrsträger vergleichbare Rahmenbedingungen seitens der Politik - dann sehen wir weiter, bis dahin KÖNNEN sich gerade die Preise im Bahn-Bereich leider gar nicht ändern
Es gab mal Zeiten in Deutschland (ich habe sie noch erlebt), da war die Eisenbahn staatlich (von paar wenigen Privatbahnen mal abgesehen) und wurde tatsächlich wirklich subventioniert - und da waren die Fahrpreise bezahlbar für alle, da galt Sicherstellen bezahlbarer Mobilität als Daseinsvorsorge und damit staatliche Grundaufgabe, und niemand verlangte von Bundesbahn oder Reichsbahn, Renditen zu erwirtschaften
Da dem Staat das aber zu teuer wurde, änderte man diesen Zustand mit der sogenannten "Bahnreform" am 1.1.1994 - mit welchen Folgen für das allgemeine Preisgefüge, habt ihr ja bereits alle sehr gut beschrieben.
Österreich: tja, dort ist es halt noch eine Österreichische BUNDES-Bahn, also eine Staatsbahn... da orientiert sich der Staat offenbar noch wesentlich mehr am Thema Daseinsvorsorge (die nun mal nicht zwingend eigenwirtschaftlich sein kann!) als im neoliberalisierten Deutschland. Dito Tschechien.
... soviel mal als kleiner Hintergrund. Wird wahrscheinlich eh wieder niemand lesen oder für voll nehmen, aber egal, ich hab es wenigstens mal angeboten.