Super enttäuschendes Ende, welches leider absehbar war. Da die A Song of Ice and Fire Bücher noch nicht abgeschlossen sind, musste irgendwann der Punkt kommen, an dem die Serie die Handlung in den Büchern überholt. Wäre auch völlig illusorisch zu glauben, dass die Showrunner D&D an das Niveau von GRRM heranragen und selbst handlungstechnisch etwas fabrizieren, das dem der Büchern nahe kommt. (GRRM arbeitet an der Story von A Song of Ice and Fire seit den frühen Neunzigern.) Kein Wunder, dass D&D die Serie möglichst schnell abhandeln wollten, um sich anderen, neuen Projekten (wie Star Wars) zu widmen, anstatt (vergeblich) zu versuchen den Stil von Martin zu kopieren.
HBO hatte erst 10 Seasons geplant (klar, nach dem großen finanziellen Erfolg), GRRM hat gemeint,
man könnte locker Game of Thrones bis in die 12. oder 13. Staffel erzählen, doch D&D wollten nach den letzten beiden verkürzten Staffeln aufhören mit dem Projekt. Dass dadurch unzählige Logiklücken, Inkonsistenzen und offene Fragen entstehen, war mir schon nach der 6. Staffel klar. Hätte gehofft, der Input von GRRM auf den Handlungsverlauf nach den Büchern würde größer ausfallen, scheint aber nur eine grobe Richtung vorgegeben zu haben.
Ich fand die Serie hat dort am meisten geglänzt als man sich möglichst Nahe an der Story in den Büchern bewegt hat. Ich fand das Ende der Serie nach ästhetischen Punkten leider völlig hässlich, da ziemlich gezwungen, in keiner Weise zufriedenstellend (wo ist die höhere Gerechtigkeit oder der höhere Sinn, den man in einer Welt voller Magie und Götter erwartet und von Prophezeiungen gelenkt wird?) und leider stark absehbar. Die Vision im House of the Undying hat leider viel zu viel gespoilert.
Die visuelle und schauspielerische Umsetzung hingegen war durchweg extrem geil und überzeugend (von Kaffeebechern und Plastikflaschen mal abgesehen
) und wurde der Geschichte eindeutig gerecht. In den letzten Staffeln hatte man wenigstens noch den ganzen visual p0rn, der zum Weiterschauen motivierte. Gab natürlich auch Szenen, die extrem gut waren wie die letzte Szene zwischen Daenerys und Drogon. Nach der Szene hätten auch gleich die End Credits kommen sollen, weil was danach kam war eine völlige Parodie auf GoT, da wäre man mit einem offenen Ende besser beraten gewesen.
Die Serie hätte gegen Ende nochmal mit den Erwartungen spielen können, indem man Daenerys am Leben gelassen hätte. Oder man fast vergessene (aber wichtige) Charaktere wieder gezeigt hätte, wie Illyrio Mopatis, Daario Naharis, die Iron Bank of Braavos oder dergleichen. Es wurden zu viele Charaktere und Arcs eingeführt, zu viele Elemente der Lore emphasiert wie Sagen oder Prophezeiungen, zu viel Immersion und Tiefe in Westeros herbeigeführt als letztlich für die Handlung relevant war und die später völlig übergangen oder übersehen wurden, höchstwahrscheinlich aufgrund von akutem Zeitmangel. Daher fühlten sich die letzten beiden Staffeln stark gehetzt an und waren viel weniger detailiert im Vergleich zu den vorherigen. Das wäre wahrscheinlich nicht passiert, wäre die Geschichte in den Büchern bereits abgeschlossen, da man sich durchweg an der dortigen Handlung hätte orientieren können und so die Showrunner nicht zu einem vorzeitigen Ende verleitet worden wären.
Ich könnte jetzt noch auf viele Logikfehler, vertane Chancen, Löcher in der Handlung, im Laufe der Handlung sinnlos gewordene Szenen/Arcs/Lore-Elemente oder unzählige offene Fragen hinweisen (wie bereits im Thread gemacht wurde), aber ich nehme das Ende so wie es ist und freue mich auf die Fortsetzung der Bücher von GRRM, die diese ganzen Probleme der letzten beiden Staffeln umgehen und auf ein Spin-Off welches nicht auf unfertigen Büchern, sondern auf einer völlig neuen Geschichte basiert und die eingeführten Lore-Elemente besser nutzt. Hoffentlich hat das Spin-Off auch genügend Abstand (zeitlich? räumlich?) zu den Handlungen von GoT, damit es nicht vorhersehbar wird.