Einerseits fordere ich vorallem bisty dazu auf Beleidigungen zu unterlassen. Ist ja nett, dass du an dem Thema mit soviel Energie hängst, aber das muss nicht sein, andere als "verwöhnte Kinder" zu bezeichnen.
Andererseits lese ich nun schon zum wiederholten male, dass die Streiks bzw. Forderungen ein Zeichen von Kommunismus wären und im Kapitalismus hingegen Arbeit fair entlohnt würde.
Da muss ich sagen: Bullshit!
Kapitalismus ist: Alles wird in Kapital gewertet. Ziel ist es Aufwände/Ausgaben zu minimieren und/oder die Einnahmen/Erträge zu maximieren. Was fordert die GDL? Genau das. Arbeitszeiten (aus Sicht der Arbeitnehmer sind dies die Aufwände) zu reduzieren bzw. auf einem niedrigen Niveau zu halten, Gehälter (Das sind die Erträge aus Sicht der Arbeitnehmer) zu steigern bzw. auf hohem Niveau zu halten.
Nur in einer extrem vereinfachten Modellwelt würde das automatisch zu "fairen" Preisen/Löhnen führen. Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass:
- Nachfrage und Angebot flexibel sind, d.h. die Nachfrage kann sich an das Angebot anpassen ("Wenn ich X nicht bekomme, nehme ich einfach Y") und das Angebot kann sich frei ändern ("Wenn ich X nicht verkaufen kann, verkaufe ich einfach "Y").
- Jeder Marktteilnehmer zu jedem Zeitpunkt komplette Einsicht in alle Angebote und Nachfragen hat, um sich ein echtes Urteil über die Wertigkeit selbiger machen zu können
Beides ist absolut nicht gegeben in der realen Welt. Viel extremer, es herrscht ein klares Ungleichgewicht zu lasten der Arbeitnehmer, welche einerseits ihr Angebot nur schwer ändern können (man lernt im Leben vielleicht 2-3 Berufe wirklich gut und hat somit nur begrenztes Angebot) und die Nachfrage (vernünftige Entlohnung) tatsächlich lebenswichtig ist. Zudem wird einem als Arbeitnehmer explizit verschwiegen, wieviel andere für die selbe Arbeit verdienen, um so als Arbeitgeber einzelne Arbeitnehmer die einfach schlecht im Verhandeln sind (oder jedes Angebot annehmen müssen) explizit unter Wert zu entlohnen. Was im Sinne des Kapitalismus vollkommen korrekt ist, denn alle Teilnehmer kümmern sich darum, jeweils für sich Kosten zu reduzieren und Erträge zu steigern. Das ist allerdings zwangsläufig etwas anderes als fair/gerecht, zumindest im weit verbreiteten Sinne dieser Worte welche ich als "zur Zufriedenheit aller" beschreiben würde.
Gewerkschaften sind zumindest theoretisch dafür geschaffen worden, dieses natürliche Ungleichgewicht aufzuheben, also das Element des (fehlenden) persönlichen Verhandlungsgeschicks bzw. der persönlichen Notlage einzelner sowie der fehlenden Informationen (was sollte ein Lokführer in meiner Position tatsächlich verdienen?). Es treffen zwei ebenbürtigere Instanzen in den Verhandlungen aufeinander, was nur im Sinne des Kapitalismus, zumindest der Form die immer wieder als "fair/gerecht" und stabil beworben wird, sein kann.
PS: Ausser man ist explizit Fan des "freien Kapitalismus", in dem alles möglich ist. Aber dann darf man sich nicht wundern, wenn auch mal das eigene Leben und die eigene Zukunft Spielball anderer wird, die einen nur noch als Zahl bewerten.