(06.05.2021)Basinator schrieb: [ -> ]Patriotismus, Stolz und Loyalität zur eigenen Nation und Flagge ist in Wahrheit Verrat am eigenen Volk.
Da es wohl einige - ok, zwei - Nachfragen gab; Kontext und Erklärung.
Grundsätzlich ist Patriotismus
natürlich in den USA verbreiter und extremer, aber ich halte die Aussage dennoch für allgemeingültig genug. Mit den USA als primäres Beispiel...
So wird den Kindern dort bereits früh in der Schule
The Pledge, der Schwur, indoktriniert. Im Prinzip in vielen Staaten und Schulen stehen die Kinder jeden Morgen auf, um Stolz und Loyalität auf Flagge und Nation zu schwören.
Das hört sich zwar erstmal gut an, macht aber unglaublich blind. Patriotismus ist eben nicht, froh zu sein, dass man es gut hat und einfach nur froh ist, dort geboren zu sein - das bin ich auch, aber beileibe kein Patriot - sondern ein self-fart-sniffer, mit dem man sich selbst, anderen Landsleuten und der Welt ständig erzählt, wie geil doch das eigene Land ist. Nicht nur geil, sondern das Geilste überhaupt. (Referenzierung: Amerika)
Wenn man nun sich aber für die geilste Nation und Volk hält, muss man ja offensichtlich besser sein als alle anderen. Um nicht zu sagen: Perfekt. Warum - oder wie überhaupt, wenn der bestmögliche Zustand bereits erreicht ist? - also Lösungen suchen, etwas verbessern? Das wäre doch ein Paradoxon: Man müsste sich in dem Moment ja eingestehen, dass das geilste Land der Welt, in dem man lebt, Probleme hat, nicht so perfekt ist wie man immer vorgibt zu sein und eben nicht so das geilste Land der Welt ist.
Also tut man was? Man verschweigt die Probleme, will sie nicht hören, sehen, kommentieren. Man ignoriert sie und tut so, als gäbe es sie nicht. Und so geht man sie nicht an, tritt auf der Stelle, insbesondere im sozialen Bereich, und bewegt sich nicht vorwärts.
Um das Ideal aufrecht zu erhalten, welches man geschaffen hat. Und genau darum geht es eben nur: Ein Symbol aufrecht zu erhalten, von dem einem gelehrt wurde, wie geil es ist, so dass man es auf keinen Fall beschmutzen möchte, egal wie dreckig es in Wahrheit ist. Es geht dann auch soweit, dass eben jene, die wirklich Treue zu Volk und Gesellschaft halten, diese verbessern und für sie arbeiten wollen, als Nestbeschmutzer angesehen werden - weil sie genau dieses idealisierte Land verändern wollen und dabei seine Probleme auflisten, die es ja nie geben dürfte.
Und etwas abseits: Hinter Konservativen - in den USA - und Patrioten, genauso wie hier #heimatLiebe verstecken sich halt oft äußerst rechte Personen und Gruppierungen. Nicht so, dass es zwangsläufig so sein muss, aber schon ein sehr großes Alarmsignal ist. Gibt auch noch ein paar "DogWhistle"-Begriffe.
[Politik, bei der auf den ersten Blick nur für bestimmte Wählerschichten zu erkennen ist, warum sie gemacht wird, während andere Wählerschichten nichts „Verdächtiges“ sehen, z. B. Einbürgerungstest]
Um es auch mal etwas direkter zu sagen, schweizer Kollege im Gespräch gestern: Patriot ist ein Begriffe, der ihn sofort in Alarmbereitschaft versetzt für politische Positionen. Und er hat damit, seiner eigenen Aussage nach, immer 100% damit richtig gelegen.
Logik konsequent?
Zusatz: Als Deutscher wäre ich grundsätzlich aufgrund des geschichtlichen Hintergrund besonders vorsichtig, mich als Patriot zu bezeichnen.