(13.04.2017)LightningGear schrieb: [ -> ] (13.04.2017)Pulse Wave schrieb: [ -> ] (11.04.2017)LightningGear schrieb: [ -> ]Und was genau soll das bringen? Wo genau liegt der Sinn, ein von Softwaremachern nahezu völlig ignoriertes Betriebssystem zu verwenden? Mehr Privatsphäre? Die kann man bei Android auch haben, es gibt eine Menge Custom ROMs, die ohne Google Services geliefert werden. Bei iOS sowieso.
Gut, man kann das Argument machen, dass die Menge an Apps, die dann doch verfügbar sind, die eigenen Bedürfnisse decken. Dies trifft bei vielen Leuten etwa bei Windows 10 Mobile zu. Aber Sailfish und Ubuntu Touch decken ja nichtmal diese ab, ebenso BlackBerry 10. Zwei von denen müssen sich mit Android Compatibility Layers über Wasser halten, das kann aber doch nicht Sinn der Sache sein?
Erstens: Windows, iOS und Android kommen von US-amerikanischen Großkonzernen, die allesamt berüchtigt sind für ihre Geschäftspraktiken und ihre Allmachts- und Monopolgeilheit.
Das "Der böse, böse Amerikaner"-Argument bildet also den Anfang. Would could possibly go right?
Solche Konzerne könnten überall sitzen. Sie sitzen aber zufällig allesamt ausnahmslos in den USA.
(13.04.2017)LightningGear schrieb: [ -> ] (13.04.2017)Pulse Wave schrieb: [ -> ]Sailfish OS wird entwickelt von dem kleinen, idealistischen finnischen Hersteller Jolla Oy und geht zurück auf das von Nokia (prä-Stephen Elop) entwickelte Maemo, das Betriebssystem des legendären Geek- und Hacker-Phone N900, das wiederum ein Fork von Debian GNU/Linux ist. Jolla finanziert sich nicht mit dem Verkauf von Nutzerdaten (sondern per Crowdfunding, wenn's sein muß) und versucht auch nicht, den Nutzer einzuschränken, einzumauern, zu bevormunden und/oder zu drangsalieren. Beispiel: Ein Sailfish-Gerät muß man nicht rooten. Es gibt statt dessen – werksseitig! – einen Schalter namens "Entwicklermodus".
Das ist korrekt, dass der Benutzer nicht vom OS direkt eingeschränkt wird. Er wird nur durch fehlende Software eingeschränkt. Dass die großen Services sehr wichtig sind, daran wird auch der größte IT-Idealist nichts ändern können.
Was fehlt denn?
Eine App für jede, aber auch jede Website da draußen? Etwa für jede einzelne Zeitung? Am besten noch für jedes Blog und jedes Forum einzeln?
Gib mir einen guten Webbrowser, und ich kann damit tausende Android- bzw. iOS-Apps ersetzen.
(13.04.2017)LightningGear schrieb: [ -> ]Und weder Microsoft noch Apple verdienen Geld durch Verkauf von Nutzerdaten. Bitte nicht die drei Firmen über einen Kamm scheren.
Bei Microsoft wäre ich mir seit Windows 10 nicht mehr so sicher. Zumindest sammeln sie mehr, als eigentlich notwendig wäre.
Außerdem sind beide Firmen, ganz besonders Apple, dafür berüchtigt, ihren Usern zu diktieren, was die gefälligst an Features zu wollen haben.
(13.04.2017)LightningGear schrieb: [ -> ] (13.04.2017)Pulse Wave schrieb: [ -> ]Zweitens: Sailfish OS ist um Klassen freier als Windows, iOS und Android. Windows ist 100% unfreie und proprietäre Closed-Source-Payware. Das ganze System wird gehütet wie ein Militärgeheimnis. Bei iOS ist nur der BSD-Unterbau teilweise noch frei. Android war ein netter Versuch, aber vor allem die Gerätehersteller pumpen es voll mit unfreien Blobs.
Bei Sailfish sind nur ein paar Hardwaretreiber und – noch – die Desktopumgebung Oberfläche unfrei.
Läuft das auf das "freie Software ist besser, weil der Unterbau analysiert werden kann"-Argument hinaus, obwohl dieses schon mehrmals, auch in diversen Threads hier, als realitätsfern festgestellt wurde? Nur weil Software von großen Firmen stimmt, heißt das weder, dass sie schlechter, noch unsicherer sind, noch dass sie ein geheimer NSA-Plot oder sonst irgendwas sind.
(13.04.2017)Pulse Wave schrieb: [ -> ]Drittens: Deswegen ist auch das System als solches bei Sailfish wesentlich transparenter sogar noch als bei Android. Wenn man irgendwas an seinem Gerät hacken will – Hardwarehacker wurden ja ausdrücklich als Zielgruppe des Jolla 1 angesprochen –, geht das relativ einfach.
Ja, es läuft auf dieses Argument hinaus.
Ich bin nicht der einzige, der mehr Vertrauen steckt in freie (wie Freiheit und freie Rede), quelloffene Software, deren Code jeder einsehen kann, der möchte, und deren Anbieter einem nicht per EULA unter Androhung von Strafanzeigen zu verbieten versucht, wie man sie einsetzt, als in unfreie, proprietäre Closed-Source-Software, deren Unterbau und Funktionsweise vom Hersteller above top secret gehalten wird, die sonstwas machen könnte, ohne daß man es irgendwie nachweisen kann, und die man nur so einsetzen darf, wie der Hersteller will, daß man sie einsetzt.
Noch was:
Apple, Microsoft und Google sind allesamt schon wegen ihrer Geschäftsgebaren vorm Europäischen Gerichtshof angeklagt
und zu sehr hohen Geldstrafen und dem Erfüllen "unschöner" Auflagen verurteilt worden.
Weder die Linux Foundation noch die GNU Foundation noch die Free Software Foundation noch die Free Software Foundation Europe noch die Mozilla Foundation noch die Document Foundation ist je vorm Europäischen Gerichtshof angeklagt worden. Das sagt doch einiges, oder?
Außerdem hat das Softwareunternehmen SCO jahrelang versucht, die Linux Foundation wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen zu verklagen – zuletzt mit Geldzuwendungen von Microsoft, weil sie selbst nichts mehr erwirtschafteten und nur noch aus Geschäftsführung und Rechtsabteilung bestanden. SCO hat jeden, aber auch
jeden letzten Prozeß verloren.
Dafür führen mit schöner Regelmäßigkeit Prozesse gegen Unternehmen, die in proprietären Closed-Source-Produkten freie Bestandteile verwendeten und damit die GPL verletzten, zu Verurteilungen.
(13.04.2017)LightningGear schrieb: [ -> ] (13.04.2017)Pulse Wave schrieb: [ -> ]Viertens, wichtig für Linuxer: Das Unix-Feeling ist bei Sailfish größer als bei Android, viel größer als bei iOS, und Windows ist nicht, war nie und wird nie sein unixoid.
Was um alles in der Welt ist ein "Unix-Feeling"?
Das Benutzererlebnis, das dir unixoide Systeme – sofern du sie wie solche benutzt – wie GNU/Linux, macOS, iOS, Android, Solaris, HP-UX, AIX oder IRIX bieten, das dir Windows nie geben wird.
"Everything is a file."
In weiten Teilen einheitlicher Verzeichnisbaum mit / als Wurzel, der nicht aufgeteilt ist in physikalische Laufwerke. Du hast immer /usr/bin, du hast immer /etc, du hast immer /home/
<Username> und so weiter. Es gibt
keine Laufwerksbuchstaben.
Somit werden Dateien bestimmungsgemäß abgelegt. Ausführbare Binaries (und manchmal Shellskripte) liegen unter /usr/bin (früher auch unter /usr/sbin, /bin oder /sbin, aber seltener). Konfigurationsdateien auf Systemebene liegen unter /etc. Bibliotheken liegen unter /usr/lib. Logdateien liegen unter /var/log.
Die Grundbefehle in der Konsole – denn die Konsole macht einen Großteil des Unix-Feeling aus – sind immer gleich geblieben, ob du jetzt ein Jolla C oder eine 30 Jahre alte Hewlett-Packard-Apollo-Workstation hast.
Die Nutzerverwaltung ist seit Jahrzehnten immer gleich und einheitlich. Nutzer als Eigentümer, Gruppe als Eigentümer und alle anderen dürfen lesen, schreiben, ausführen. Immer und überall mit absoluter Verläßlichkeit dieselben neun Flags. Und auch diese Nutzerverwaltung haten *nixe schon, als das Betriebssystem von Microsoft noch DOS hieß und so primitiv war, daß man es noch nicht einmal herunterfahren mußte.
Der Nutzer hat nur Schreibzugriff auf /home/
<Username>. Ebenso alle Prozesse, die unter dem Benutzer gestartet werden. Kernelspace und Userspace sind strikt getrennt.
Alle guten *nix-Anwendungen lassen sich über die Kommandozeile steuern und somit skripten.
Auch so Sachen wie Cronjobs gibt es schon ewig in dieser Form, was sie zu verläßlichen Konstanten macht.
Die Nähe von Sailfish OS zu gängigen GNU/Linux-Distributionen wird noch dadurch verstärkt, daß das, was sich da als hauseigener App Store ausgibt, in Wirklichkeit ein Aufsatz auf den Paketmanager yum ist – den man auch noch problemlos mit Zusatz-Paketquellen erweitern kann. Das kennt man von Fedora, Debian, Ubuntu...
(13.04.2017)LightningGear schrieb: [ -> ] (13.04.2017)Pulse Wave schrieb: [ -> ]Fünftens: Die Menge der verfügbaren Apps sagt genau gar nichts aus. Auch wenn es nur wenige Apps gibt, ist das egal, solange es die Apps gibt, die man wirklich braucht. Wer Sailfish nutzt, hat sowieso andere App-Präferenzen als der typische iOS- oder Android-User. Ich zum Beispiel brauche nicht für jeden Pups, für jede Website, für jeden Webdienst eine jeweils hauseigene proprietäre App. Wozu? Es gibt Webbrowser.
Doch, die Anzahl an Apps sagt nahezu ALLES über die potentielle Verbreitung aus. Auch weil die Weboberflächen vieler Dienste im Vergleich zu ihren Apps noch immer sehr eingeschränkt sind und sich dies in absehbarer Zeit vermutlich nicht ändern wird.
Das müssen
sehr zweifelhafte Dienste sein, die ihre Nutzer bombenfest an iOS und Android binden, indem sie sie für die plattformübergreifende Nutzung mittels Webbrowser so abstrafen.
(13.04.2017)LightningGear schrieb: [ -> ] (13.04.2017)Pulse Wave schrieb: [ -> ]Fünfeinhalbtens: Ist auf offiziellen Sailfish-Devices sowieso irrelevant. Grund: Alien Dalvik. Ein Kompatibilitätslayer für Android. Man hat sogar diverse Stores für Android zur Verfügung: standardmäßig den von Yandex, den Google Play Store kann man auch nutzen, und mit drei Handgriffen hat man F-Droid installiert.
Und genau hier sind wir wieder am Anfang: Wozu verwendet man ein Compatibility layer auf etwas fundamental Verschlossenem wie einem Handy, wenn man Apps eines bestimmten Betriebssystems verwenden will? Auf macOS und Linux seh ich den Sinn und Zweck von Wine durchaus, ich betreibe selbst Wine auf meinem Mac. Aber auf einem Handy? Wozu? Die oben genannten Punkte sind bislang wenig überzeugend, da sie für mich mehr idealistisch als realistisch rüberkommen.
Alien Dalvik existiert, um "Mimimi, Sailfish ist scheiße, weil es eine Zillion Apps weniger hat als Android" zu bekämpfen, wie Wine "Mimimi, Linux ist scheiße, weil es eine Zillion Programme weniger hat als Windows" bekämpft.
Du kannst Android-Apps benutzen, ohne Android (mit all seinen Begleiterscheinungen von Seiten Google und meistens Samsung) auf deinem Smartphone zu fahren. Du mußt es aber nicht; du kannst die Android-Kompatibilitätsschicht komplett abschalten. Und ein Vorteil, den Sailfish auf offiziell unterstützten Geräten gegenüber Android hat: Du brauchst keine Stores, die irgendeinem Unternehmen gehören. Du kannst an jeglichen unternehmensbetriebenen Stores wie Google Play Store und Yandex App Store vorbei F-Droid installieren und dann nur noch das benutzen, ohne tiefgreifende Eingriffe am Gerät vornehmen zu müssen.
(13.04.2017)LightningGear schrieb: [ -> ]Und einer russischen Firma traut man natürlich.
Weil wiederum hinter allem, was aus Rußland kommt, der FSB und das SWT stehen sowie Wladimir Putin, der ja bekanntlich™ die NATO und den freien Westen in einem Großkrieg angreifen und erobern will, weil er es kann.
(13.04.2017)Emmanuel Goldstein schrieb: [ -> ] (13.04.2017)Pulse Wave schrieb: [ -> ]Jolla – ja. Mir ist es leider nicht mehr gelungen, eins der beiden Modelle zu kriegen. Wer eins hat, gibt's nicht wieder her. Mußte mit einem Intex Aqua Fish vorlieb nehmen (nahezu baugleich mit Jolla C), das ich auch nur deshalb hab, weil ich es im Neuzustand in Frankreich gefunden hab. Ich hatte also nicht den Ärger am Hals, ein Nicht-CE-Gerät in die EU zu importieren – es war ja schon in der EU.
Da das Intex Aquafish wie du ja auch selber sagtest fast identisch mit dem Jolla C ist, würde mich jetzt mal interessieren wie das mit der Bedienung bei dir ist.
Ich fand das Jolla C nämlich viel zu groß um noch an die "Schiebeknöpfe" am links oberen Bildschirmrand zu kommen. Zumindest geht es nicht mehr mit einer Hand wie beim ersten Jolla. Und wer will schon die ganze Zeit sein Handy mit zwei Händen halten und bedienen müssen.
Wie ist deine Meinung dazu? Hast du das Problem auch?
Ich hab noch nie ein Touchphone einhändig benutzt, von daher stört mich das nicht.
Das E61i ist ein Hochformat-Candybar in klassischer Blackberry-Form, hat keinen Touchscreen und wird zu 75% über ein mittig unterm Display angebrachtes Steuerkreuz bedient. Außerdem hat es eine QWERTZ-Hardwaretastatur, die ich immer beidhändig bedient hab.
Das N900 ist eins der sehr, sehr wenigen Smartphones, die standardmäßig im Querformat gehalten werden, auch weil es ein Querformatslider mit noch größerer QWERTZ-Hardwaretastatur ist, die erst recht beidhändige Bedienung erfordert. Außerdem braucht der Touchscreen einen Stylus.
Das N9 bedient sich wie die Jolla-Phones und das Intex Aqua Fish zum großen Teil über Wischgesten, die alle vier Displayränder einschließen, und ist daher auch nicht einhändig bedienbar.
Ein "normales" Smartphone hatte ich noch nie.