Rechen666 schrieb:Wie stellst du dir dann einen solchen Staat vor? Gigantische Schulden? Das ist nicht finanzierbar! Selbstverständlich versuchen die Krankenversicherungen dafür zu sorgen, dass du gesünder lebst. Dann kostest du auch weniger. Stell dir mal vor, eine Person bezieht dauerhaft oder bezieht exorbitant viel. Natürlich steigen da die Beiträge, schlichtweg, weil die Versicherung wegen Leuten wie dir nicht pleite gehen darf!
Es gibt doch nicht nur eine staatliche Rundum-Vollversorgung delux oder private Krankenkassen. Dazwischen gibt's alle möglichen Grauzonen und bei allen Problemen, die es hier und da gibt, letztendlich verschafft das System gesetzlicher Krankenkassen einen Mindestschutz. Auch wenn ich hoffe den niemals zu verwenden, so betrachte ich dies als legitimen Teil der staatlichen Gemeinschaft und zahle meine ach so schlimmen Zwangsbeiträge. Ich mecker auch gerne darüber, aber im Zweifel sind es vielleicht diese Beiträge, die jemandem dort draußen das Leben retten. Vielleicht sogar jemandem in deinem Leben. Da ist mein Geld gut investiert.
Rechen666 schrieb:Die Bürger könnten selbst entscheiden was sie brauchen und was sie wollen. So würde es auch nicht zu Verschuldung kommen.
Blödsinn. Wer kann erspart sich jede mögliche Zahlung, wird aber trotzdem versuchen so viele Leistungen wie möglich abzugreifen. Und es gibt genügend Leistungen, wo es keine bewusste Entscheidung darstellt, ob du diesen Dienst tatsächlich wahrnehmen willst. Um mal kurz bei der Pflegeversicherung zu bleiben. Niemand da draußen ist erpicht darauf die in Anspruch nehmen zu müssen. Damit die Bürger dieses Staates aber nicht befürchten müssen ihre Familien in den finanziellen Ruin zu treiben oder einfach irgendwo ohne ausreichende Pflege vor sich hin zu vegetieren, wird ein System zur Vorsorge vorgeschrieben. Fällt es wirklich so schwer ein wenig Empathie mit jenen aufzubringen, die Hilfe bedürfen um über die Runden zu kommen?
Rechen666 schrieb:Es ist doch klar das man das Familienbild, welches Kinder hervorbringt, also die traditionelle Familie. Die Familie, welche etwas für den Fortbestand der Gesellschaft beiträgt. Was soll daran so schlimm sein, wenn diese Familien gefördert werden? Du wirst ja nicht mit deiner "Gemeinschaft" benachteiligt.
Die AfD umwirbt hier aber ganz klar denjenigen Teil der Gesellschaft, der fälschlicherweise annimmt eine Gleichbehandlung anderer Menschen sei automatisch mit persönlichem Statusverlust verbunden.
Die Fähigkeit Kinder zu kriegen und aufzuziehen ist vollkommen unabhängig von der klassischen monogamen, heterosexuellen Ehe. Der Versuch diese Familienkonstruktion derart in den Mittelpunkt zu stellen und explizit gegenüber anderen zu fördern, wenn gleichzeitig auch andere Lebensentwürfe funktionierende Familien ergeben können ist politisch verständlich, weil die Partei sich bei den Konservativen als Wählerschaft andienen will, es ist aber im mindesten nicht hilfreich die gewandelte Lebensrealität einiger Menschen als solche anzuerkennen. Gemessen daran, dass diese Familienkonstellation ohnehin schon bevorzugt wird ist eine weitere Förderung vermutlich nur sehr bedingt sinnvoll.
Wer Familien fördern will soll das Geld dorthin stecken wo die Kinder sind. Betreuungseinrichtungen, durchaus auch Familien und soll die Erzieher entsprechend unterstützen. Diesen Politikzweig zu einem Statement über "korrektes" Familienleben zu missbrauchen empfinde wiederum ich als ungerechtfertigte staatliche Bevormundung.
Rechen666 schrieb:Aber du würdest ja alles anders machen. Sozialismus wurde ja nur noch nicht richtig probiert. Man muss es nur richtig machen. Nein. Jeder der sich im 21. Jahrhundert als Links sieht ist genauso minderbemittelt wie jeder der sich im 21. Jahrhundert als Kollektivist sieht. Sorry aber ich habe noch nie solche ignorante fahrlässige Ignoranz epochalen Ausmaßes mitbekommen.
Also, alle die sich etwas anderes wünschen als eine Gesellschaft wo nur der Stärkere überlebt sind für dich schon Sozialisten und betreiben "fahrlässiger Ignoranz epochalen Ausmaßes"?
Ich bin beeindruckt von deiner Bereitschaft diese Diskussion völlig unnütz auf ein verbal völlig neues Level zu heben.
Also, du findest den Gedanken, dass irgendwelche Leute da draußen mit deinem Geld finanziert werden völlig unausstehlich. Ok. Kann ich nachvollziehen. Du findest es ungerecht, dass irgendwelche armen Schweine Hilfe von der staatlichen Gemeinschaft bekommen. Nagut, auch dies ist ja nachvollziehbar. Du hast keine Lust dich empathisch auf die Welt und ihre Probleme einzulassen. Du bist stark, intelligent, selbstständig, vielleicht sogar gut aussehend, du brauchst das nicht und willst dir auch nicht vorstellen, dass irgendwer sonst mal auf Hilfe angewiesen sein könnte. Selbst wenn, dann soll man gefälligst nicht deine weiße Hose damit beschmutzen. Got it.
Aber vielleicht leuchtet dir ein, dass diese Argumentation niemanden überzeugen wird, der sich tatsächlich Sorgen darum macht, dass in einer staatlichen Gemeinschaft ein grundsätzliches Maß an Schutz vorhanden ist. Eine derart, mit Verlaub, asoziale Einstellung, bei der du und eventuelle andere einfach versuchen alle Probleme von sich zu weisen wird niemanden davon überzeugen, dass du da irgendwie tiefere Einblicke gewonnen hast, als diejenigen, denen du so einfach Ignoranz von epochalen Ausmaßen vorwirfst. (
Ich muss noch immer lachen über diese phänomenale Übertreibung. )
In deiner grenzlosen Weisheit ist dir aber leider schonmal entgangen, dass die Welt hier nicht nur schwarz oder weis ist. Sozialsysteme, staatliche Leistungen wie Infrastuktur und Kriminalitätsbekämpfung. Straßenbeleuchtung, all diese Punkte können in unterschiedlichen Ausprägungen und mit variierenden Systemen gelöst werden. Nur weil man deinem Wunsch nach totaler Privatisierung aus Rücksicht auf die sozial Schwachen nicht zustimmen will, ist man noch lange nicht den vollen Weg zum Sozialisten gegangen.
Du bist in einer Lebenssituation wo du diese Dienste nicht in Anspruch nehmen musst und glaubst nicht da jemals hin zu kommen. Hervorragend. Ich beglückwünsche dich zu deinem Glück. Du warst in der Lage nicht ohne eigenes Verschulden von einem Auto angefahren worden zu sein, du hattest keinen Schlaganfall wegen einem unerkannten Mini-Blutpfropfen und dein Haus hat auch nicht wegen einem defekten Mehrfachstecker Feuer gefangen. Hoffentlich bleibt dies so in deinem Leben. Wenn dich der bloße Gedanke an diejenigen, die dank staatlicher Leistungen in diesen Situation noch halbwegs menschenwürdig unterkommen konnten nicht gefällt, dann braucht es dies auch nicht. Aber mit blanker Ideologie und gezielten Missverständnissen der Positionen deines Gegenüber wirst du da auch niemanden von überzeugen können, warum irgendwer in dieser Politik etwas anderes sehen sollte als das weinen verwöhnter Gören, dass ihr Champagner zu warm ist.
@Nightshroud
Ich bin jetzt nicht davon überzeugt, dass du hier die Wahrheit geschrieben hast. Tu' mir doch bitte den Gefallen und ergänze dein "drei Säulen-Modell" um eine Quelle oder einen Theoretiker auf dem du diese Aussage aufbaust. Auch wenn der Konservativismus traditionell sowohl in Amerika, als auch in Europa als "rechts" eingestuft wird, beide Begriffe beschreiben nicht das gleiche Phänomen.