430: au, da fragste mich was
430, der fahrende Linux-PC
Nein, nicht wegen Linux selber, sondern einfach, weil die Möhren ja nur noch fahrende Computer sind. Mit den Feilen hab ich ja hier jeden einzelnen Arbeitstag zu tun... die sind alles andere als ein Gewinn. - Sicher, für die Fahrgäste sind sie hübsch anzusehen, die Geräuschdämmung im Fahrgastraum ist auch hervorragend, soweit alles klar... aber für mich als Tf -
Ganz einfach, weil es eben nur noch fahrende Computer sind - die noch dazu nichts anderes zu tun haben, als mich als Lokführer ständig zu bevormunden, mir ständig in mein Handwerk reinzuquaken (unqualifiziert, versteht sich) und zudem noch gnadenlos langsam zu sein. Dann dieses ständige Meldungs-Gepiepe vom Terminal im Führerstand: geht schon los, wenn man den Fst. betrifft und mittels Richtungsschalterschlüssel "scharfschaltet". PIIIIIIIIIIIIIEP!!! Am besten gleich mehrmals hintereinander - natürlich richtig schön gnadenlos laut (85 dB!!! Absoluter Wahnsinn!) und grell (weiß nicht, wieviel kHz, auf jeden Fall entschieden zu viel); wer auf der Feile noch keinen bleibenden Gehörschaden hat, der bekommt ihn
Dann, bevor man irgendwas sinnvolles machen kann: "BRH quittieren!" - Jaaaaaa, ganz toll, auch wenn ich die Karren nach dem Entkuppeln nur mal ein Stück auseinanderziehen will, MUSS ich die vorhandenen Bremshunderstel quittieren - jaaaa, riesig, sehr sinnvoll
- nicht. Im Gegenteil: es nervt ohne Ende und frißt Zeit.
Dann die Sprechstellen im Fahrgastraum: ist die Bahn gerade im Berufsverkehr voll, quiekt und tutet die einen die ganze Zeit nur zu, weil ständig irgendwer mit seiner Kleidung oder dem Rucksack an die Anforderungsknöppe kommt - und jedesmal quiekt und tutet uns das vorne die Löffel zu
Ich und viele andere Kollegen sind dazu übergegangen, diese "Sprechwünsche" schon gar nicht mehr zu quittieren oder nachzufragen, was wohl anliegen möge - zum einen sind wir Lokführer und nicht der Conferencier der Fahrgäste, zum anderen sind 99% sowieso Fehlauslösungen, weil die Leute versehentlich rangekommen waren. Ganz toll, das hab ich als Tf haben gewollt
Ich weiß schon, weshalb ich schon seit Monaten nur noch mit Ohropax fahre - ach ja, und das Haltestellengequatsche vom FIS wollte ich eigentlich auch nicht die ganze Zeit mithören ("S1 nach Ober Roden! Nächster Halt: Höchst!", paar Sekunden später brüllt es mir ins Ohr: "Nächster Halt: Höchst! Ausstieg in Fahrtrichtung rechts!" - schönen Dank, so senil, daß ich das nicht selber weiß, bin ich auch noch nicht; allerdings läßt sich diese Mithör-Funktion natürlich nicht deaktivieren), aber wen interessiert schon, was wir Tf gerne wollen.
Dann beim Rangieren, beim Ab- oder Anhängen von ET: erst dauert es gefühlt eeeeeeewig, bis endlich mal die Federspeicherbremsen anlegen (ging beim 423 wesentlich flotter!), und ständig muß man die jeweils neue Zugkonfiguration am Terminal im Führerstand quittieren (natürlich direkt gefolgt von den Brh)... natürlich geht das nur von einem Terminal an einem Zugende aus, nicht aus der Mitte. Soll ja nicht zu einfach werden.
Klimaanlage im Führerstand: gibt es zwar, bläst einem aber unter dem Führerpult genau auf die Knie
Rheuma, anyone?
Die Lüfterdüsen von oben sind auch nicht verstellbar, die pusten einem genau auf die Birne, wenn sie doof eingestellt sind - danke, ich sitze doch gerne in der Zugluft, Erkältungen vorprogrammiert
Ja, das waren mal so ein paar Sachen, weshalb sich die 430 unter uns Lokführern, vor allem unter uns älteren, eben keiner besonderen Beliebtheit erfreuen... sicher, der 420 war zwar arbeitsintensiver (besonders beim Überwachen oder bei Vordiensten in der Abstellanlage), aber das waren Lokführer-Tätigkeiten, und das ganz ohne Computer, Gepiepe, Gequieke, Dauerbeschallung durchs FIS oder andere "Nettigkeiten"