So, ich weiß ein klein wenig mehr - war vorhin mal wieder beim Fernverkehr in Frankfurt Kaffee trinken, natürlich war dieser Crash da Thema.
Also: sowohl den Bahnhof Griesheim als auch dieses mit einem Prelli abgeschlossene Ausziehgleis kenne ich natürlich selber; Griesheim fahre ich mit meiner S1 und S2 ja an, und in diesem Ausziehgleis hab ich auch schon ausgewechselt, wenn ich von der Waschanlage neben dem alten (inzwischen renovierten) Bw 2/ Mainzer Becken gekommen bin. Siehe auch Bildchen auf Google Earth, dort müßte man es erkennen können (hab jetzt selber nicht geguckt).
Interessanterweise - und das wußte ich bisher nicht - kann man dort sogar als Zugfahrt eingelassen werden!
Klingt komisch, is' aber so - wenn man von Niederrad kommt; da gibt es eine Verbindung nach Griesheim, natürlich mit ordentlichem Einfahrsignal. An diesem Esig gibt es ein Lichtsignal Zs3, das wird geschaltet, je nach dem, wo der Fahrweg hinführt. Der Fdl kann einen Zug, der in Griesheim drehen soll (kommt im Fernverkehr nachts immer wieder mal vor, teilweise sogar planmäßig - bedingt durch die vielen Kopfbahnhöfe in Deutschland; damit der Zug am nächsten Tag wieder in der richtigen Wagenreihung beginnen kann) und der von Frankfurt Hbf aus über Abzw Fortshaus über Niederrad reinkommt, auch als Zugfahrt in dieses Ausziehgleis lassen. Normalerweise gibt es dann aber am Esig Zs3 3 oder sogar 2, also Erlaubnis zur Fahrt mit maximal 30 oder gar nur 20 km/h - so kenne ich es auch: in abgeschlossene Gleise oder bei zu erwartendem Frühhalt gibt es Zs3 mit entsprechend angezeigter niedriger Geschwindigkeit, meistens 30 km/h.
So weit, so gut. - Jetzt wird es aber interessanter... aber gleich mal vorweggeschickt: es ist bisher NICHTS offiziell bestätigt! Das, was jetzt folgt, sind alles Überlegungen von Praxis-Eisenbahnern, die mit den Anlagen dort selber zu tun haben! - Also: unter sehr seltenen Bedingungen kann es vorkommen, daß am Esig eben KEIN Zs3 leuchtet - und dann gilt dort: Einfahrt mit 60. Dann führt der Fahrweg aber üblicherweise nicht in dieses Ausziehgleis, sondern an einen der Bahnsteige; dort kann man ja auch die Fahrtrichtung ändern. Bei Fahrweg an einen der Bahnsteige ist auch kein Frühhalt zu erwarten; das nächste Signal wäre dann erst wieder das Ausfahrsignal Richtung Frankfurt-Höchst.
Fakt ist: der Tf war kein Frankfurter Personal, sondern ein "Auswärtiger"; glaub Nürnberger. Da kann es also schon mal sein, daß er nicht soooo perfekt ortskundig auf jedem einzelnen Gleis im Frankfurter Bereich ist. Dazu kommt: nachts ist dieses Ausziehgleis gruselig schlecht erleuchtet. Auf dem Prelli war mal eine Lampe angebracht, die die Sh2-Scheibe dort gut sichtbar angeleuchtet hat - wohlgemerkt: diese Lampe WAR mal dort gewesen. Das in Griesheim ansässige und dort regelmäßig im Gleisbereich rumlatschende Gheddovolk (
) hatte da aber was dagegen und hat diese Lampe... sagen wir...
wenig fachgerecht entfernt, seither war der Prelli unbeleuchtet.
Wir haben nun überlegt: wenn der Tf tatsächlich 60er Einfahrt bekommen hat und die in dieses Gleis ging - dann ist es bis zum Knall gar nicht mehr weit hin
Denn als Auswärtiger weiß ich nicht unbedingt zwingend, daß dieses Gleis durch einen Prelli abgeschlossen ist... und wenn ich nicht durch ein Zs3 entsprechend gewarnt werde, habe ich schlechte Karten. - "Ja, guck halt in deinen Fahrplan, da stehts drin!", könnte man da entgegnen. Hm. Angeblich (!) hat dieser Zug planmäßig an einem der Bahnsteiggleise zu wenden, deshalb steht da nichts von Frühhalt oder Stumpfgleis im Fahrplan. Auf den durchgehenden Hauptgleisen wollte der Fdl aber noch eine andere, ewig verspätete planmäßige Waschfahrt aus Höchst durchlassen, deshalb vermutlich die Einfahrt in dieses Ausziehgleis. Diese andere Fahrt, die durch 1 gehen sollte, sieht man auch auf manchen Pressefotos: das war auch ein ICE-T (weiß nicht, ob 411 oder 415), der hatte aber rechtzeitig angehalten, der Kollege hatte sich nach hinten geflüchtet, als er sah, daß der 411er im Ausziehgleis nie und nimmer rechtzeitig würde anhalten können. Auf manchen Fotos hat dieser in 1 stehende T noch das Spitzenlicht an, auf anderen dann den Schluß - da war er dann abgerüstet worden; der komplette Bahnhof wurde ja nach dem Unfall stromlos geschaltet (Fahrleitung); der Zug in 1 wurde dann in Richtung Höchst mit der Diesel rausgezogen.
Wir waren uns einig: unter all diesen Umständen ist da keiner zu doof dafür
Das hätte tatsächlich jedem, der sich dort nicht zu 100% auskennt, unter diesen Voraussetzungen passieren können
Auf jeden Fall war die Aufprallgeschwindigkeit deutlich höher als nur Rangiergeschwindigkeit (wir wissen: max. 25 km/h), denn der Zug hat den Prelli komplett weggenietet und ist nicht mal am Bahnsteig hängengeblieben, sondern ja da rauf marschiert und dort sogar noch runde 25 Meter weit gekommen! Das deutet natürlich auf eine sehr hohe Aufprallgeschwindigkeit hin... ich tippe: 40 mindestens, vielleicht gar 50.
Dumme Sache, das... aber dem Tf die Alleinschuld geben greift definitiv zu kurz; hier kann es sogar sein, daß Netz (Fdl) die Sache zu fressen hat. Genaues müssen nun natürlich die offiziellen Untersuchungen zeigen.